Steve Jobs - Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers - Rezension

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Sponskonaut

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Da ich soeben »Steve Jobs - Die autorisierte Biografie des Apple-Gründers« zu Ende gelesen habe, will ich hier mal, wie ich es im letzten Jahr schon versprochen hatte, eine kleine Rezension dazu schreiben. Da es keine passende Rubrik für Literatur-Rezensionen gibt, setze ich das Ganze einfach mal in die Software-Erfahrungsberichte, zumal das Buch ja auch als E-Book erhältlich und damit in gewisser Weise Software ist... ;)

Ich werde zunächst mal das Buch, dessen Inhalt und Form besprechen, und anschließend werde ich dann meine Meinung und mein Fazit zur Person Steve Jobs erläutern.


Inhalt

Im Prinzip kann man sagen, dass das Werk aus drei Teilen besteht:

Der erste Part handelt im Großen und Ganzen von Jobs Kindheit, Jugend und dem Erwachsenwerden. Was an dieser Passage sehr interessant zu lesen und vom Autor schön herausgearbeitet ist, ist die Entwicklung, die Jobs aufgrund der Menschen durchgemacht hat, die ihn maßgeblich geprägt haben. Sein (Adoptiv)-Vater ist da ein sehr gutes Beispiel. Darüber hinaus geht es aber natürlich auch um die Gründung Apples und die Arbeiten am ersten Rechner bzw. den Einstieg ins Computer-Geschäft. Teilweise gibt es da einige lustige Anekdoten zu lesen.

Im zweiten Teil steht die geschäftliche Zeit nach Apple im Vordergrund: NeXT und Pixar. Gerade was Letzteres angeht, habe ich vieles erfahren, was ich vorher noch gar nicht wusste. Beispielsweise, dass der Konzern damals in zwei Sparten aufgeteilt war. Pixar hat damals z.B. den „Pixar Image Computer“ hergestellt, der in der Medizin verwendet und auch vom Geheimdienst genutzt wurde – neben dem Animations-Studio, das mit seinem Filmen ja bekannt geworden ist.

Im dritten Teil des Buchs geht es hauptsächlich um Jobs Privatleben (wobei das natürlich auch während der anderen Passagen nicht unerwähnt bleibt), seine Krebserkrankung, die Rückkehr zu Apple und dementsprechend freilich auch um die Produkte, die mittlerweile jedem bekannt sein dürften. Angefangen beim iTunes-Store, übers iPhone, das iPad, bis hin zur iCloud.


Meine Meinung zum Buch

Sehr interessant fand ich den ersten Teil der Biografie, weil eben anschaulich dargestellt wird, wie Jobs zu dem Menschen geworden ist, der er nun mal war. Auch die Anfänge von Apple sind aufregend zu lesen, weil zu dieser Zeit die „digitale Revolution“ noch ganz am Anfang stand, als PCs noch lange kein Standard in privaten Haushalten waren.

Den zweiten „Block“ der Biografie fand ich teilweise etwas schleppend. Zwar waren die Pixar-Zeiten, die Jobs ebenfalls sehr geprägt haben, interessant zu verfolgen, aber im Prinzip wird hier der Fokus auf Jobs Geschäftsgebaren gelegt. Dazu kommt noch, dass er bei der Animations-Schmiede eigentlich gar nicht an den kreativen Prozessen beteiligt war, sondern vielmehr das Geschäftliche geregelt hat.

Der letzte Part des Buchs ist vor allem wegen des Fokus auf Jobs Privatleben so interessant. Wie Apple den iTunes-Store aufbaut oder iPhone und iPad an den Start bringt, fand ich weniger aufregend. Sicherlich hat Apple damit Innovatives auf den Markt gebracht. Aber vergleicht man das mit den Anfängen von Apple, dann liegen dazwischen wirklich Welten, was die Spannung für den Leser angeht. Wenn man denn behaupten will, dass Apple „die Welt verändert“ hat, dann war das eher in den Anfängen der Fall, als Jobs und seine Mannen dafür gesorgt haben, dass Personal Computer salonfähig wurden, indem sie sie „normalen“ Leuten zugänglich gemacht haben.

Was die Form der Biografie angeht, wird ja gerne mal die Übersetzung kritisiert, wobei ich die gar nicht so schlimm finde, da Isaacsons Schreibe sehr spannend zu lesen und leicht verständlich ist und die kleinen Übersetzungfehler locker ausgleicht. Außerdem muss man positiv erwähnen, dass das Buch zweifelsohne kein ultimativer Lobgesang auf den Apple-Gründer geworden ist. Es kommen allerhand Leute zu Wort, die mit Jobs zu tun hatten, und auch seine „dunkle Seite“ wird immer wieder thematisiert, was bestätigt, dass Isaacson sich tatsächlich an Jobs Bitte gehalten haben muss, nichts zu beschönigen. Es kommen viele Leute aus seinem Umfeld zu Wort, die ganz ehrlich ihre Meinung sagen.

Im Großen und Ganzen fand ich das Buch sehr spannend, wenn man bedenkt, dass es sich „nur“ um einen Firmen-Boss handelt. Zum Vergleich: Die Biografie, die ich zuletzt gelesen habe, war die von Eric Clapton. Zugegeben, seine Lebensgeschichte ist noch wesentlich mitreißender, und vor allem ist Clapton ein viel sympathischerer Charakter als Steve Jobs. Da Jobs in gewisser Weise aber auch „Künstler“ war, liest sich sein Lebenslauf ähnlich spannend.

Ich kann jedenfalls guten Gewissens behaupten, dass man nach der Lektüre der Biografie Jobs bestimmt nicht in einem besseren Licht sehen wird – wahrscheinlich wird eher noch das Gegenteil der Fall sein, da man auf gewisse Weise schon mal „hinter die Kulissen“ blicken kann.


Meine Meinung zur Figur Steve Jobs

Nachdem ich das Buch nun gelesen habe, muss ich sagen, dass sich meine Meinung zu Steve Jobs eigentlich nur unwesentlich verändert hat.

Sicherlich muss man ihm zugestehen, dass er die Technik-Welt gehörig aufgemischt und mitgeprägt hat. Was mir bei seiner Arbeit tatsächlich gut gefallen hat, ist die Tatsache, dass er einer eher langweiligen Branche irgendwie „Soul“ eingehaucht hat.

So leidenschaftlich wie er an seine Produkte herangegangen ist, kennt man das eher von Instrumentenbauern. Es wird im Buch auch oft erwähnt, dass Jobs quasi die Schnittstelle zwischen Technologie und Kunst war – so hat er sich auch selbst gerne gesehen.

Wenn ich mal für mich persönlich spreche, dann sieht das so aus: Früher, als ich noch Musik gemacht habe, habe ich nicht nur darauf geachtet, dass sich eine Gitarre gut anhört und sauber zu spielen ist, sondern auch darauf, dass sie gut aussieht. Jetzt, da ich kreativ schreibe, gilt das Gleiche für meine „Schreibmaschine“. Jobs hat es eben geschafft, aus langweiligen grauen "Bürokisten" richtige Liebhaberstücke zu machen, wie man es eigentlich nur von Autos oder Instrumenten kennt. Wie gesagt, das meine ich mit dem Instrumentenbauer-Vergleich.

Über Jobs’ unternehmerische Sichtweise kann man sich natürlich streiten. Was allerdings nicht von der Hand zu weisen ist, ist die Tatsache, dass er selbst nie ein großer Ingenieur oder Techniker war. Was die technische Seite angeht, waren immer andere für den Erfolg Apples verantwortlich. Sein Gründungspartner Steve Wozniak sollte da wohl zuerst genannt werden. Ohne die Leute mit Know-How wäre Jobs tatsächlich ein Niemand gewesen. Man muss ihm aber zugestehen, dass er die Gabe hatte, vorhandene Technologien in einen Kontext zu bringen, und damit Geräte schaffen konnte, die er selbst gerne genutzt hat. Wahrscheinlich ist das genau der entscheidende Vorteil gegenüber anderen CEOs gewesen: Er hat wirklich hinter den Produkten gestanden.

Was Steve Jobs definitiv beherrscht hat, waren Präsentation und Marketing. Außerdem hatte er immer ein ausgeprägtes Faible für Design, weswegen er sich auch so gut mit Jonathan Ive verstanden hat – was zweifelsohne nicht immer von Vorteil war, da diese Konstellation immer die Überhand in der Firma hatte und der Rest (Technik und Entwicklung) eigentlich immer zurückstecken musste. Dass das nicht immer gutgehen kann, hat damals nicht nur „Antennagate“ bewiesen. Es gab schon vorher genügend andere Beispiele, bei denen der Nachteil dessen sichtbar wurde, wenn die Funktionalität der Form folgen muss...

Menschlich muss ich Jobs nach wie vor ein „Unter-aller-Sau“ attestieren.

Bei ihm gab es in allen Bereichen immer nur schwarz oder weiß: Entweder war etwas genial oder totaler Schrott. Entweder war jemand für ihn ein Held oder ein totaler Volltrottel. Dazwischen gab es bei ihm nichts, und das in jeder Hinsicht.

Viele denken ja, dass Jobs Verhalten impulsiv war, was zu einem gewissen Grad auch stimmt. Es ist ebenfalls unbestritten, dass diese Art und Weise oftmals Mittel zum Zweck war und in der Regel auch zum Ziel geführt hat. Man muss aber dazusagen, dass dieses Verhalten eigentlich nicht „aus dem Affekt“ heraus zustande kam, sondern ziemlich kalkuliert war. Jobs wusste genau, wie er auf jemanden einreden musste, um ihn zu motivieren. Allerdings wusste er genauso gut, wie er jemanden treffen und verletzen konnte – was er ebenfalls stets mit Kalkül getan hat. Seine ungehobelte Art also nur damit zu entschuldigen, dass er eben ein emotionaler und aufbrausender Charakter war, funktioniert einfach nicht. Denn die Sachen, die er getan und gesagt hat, hat er auch so gemeint.

Jobs war außerdem immer sehr gut darin, seine Meinung zu ändern. Was gestern absoluter Mist war, konnte schon morgen vor lauter Genialität kaum übertroffen werden. Vor allem hat Jobs auch gerne mal die Ideen, die er einen Tag zuvor als schwachsinnig abgestempelt hat, am Tag danach als seine eigenen genialen Geistesblitze hingestellt. Dass er damit anderen auf die Füße getreten ist, hat ihn überhaupt nicht interessiert.

Es war sowieso eine seiner Gaben, das, was er sich einredete, irgendwann selbst zu glauben. Auch das galt für alle Lebensbereiche. Die unangenehmen Sachen hat er gerne beiseite geschoben und komplett ausgeblendet.

Dass er ein wandelnder Widerspruch war, ist noch so eine Facette seines Charakters. Beispielsweise hat er sich auf der einen Seite mit dem Zen-Buddhismus beschäftigt, der „das Wohl aller Lebewesen“ und auch die Loslösung von irdischem Besitz im Fokus hat, und seine Sichtweise danach ausgerichtet. Auf der anderen Seite war er aber beileibe kein Philanthrop und hat Kultobjekte geschaffen, die alles andere als Askese bedeuten, sondern vielmehr als Luxusgüter zu bewerten sind.

Müsste ich Jobs Charakter beschreiben, würde ich ihn als Opportunist beschreiben, der aber meinte, Ideale zu verfolgen und seine schlechten Manieren damit entschuldigt hat, dass sie immer einem höheren Zweck gedient haben. Ich denke aber – und das sagt auch Walter Isaacson –, dass er genauso ans Ziel gekommen wäre, wenn er die Menschen um sich herum besser behandelt hätte. Aber da er zu Selbstdarstellung und Selbstbetrug geneigt hat, hat er vieles eben anders gesehen.

Man kann sich (zumindest als außenstehender Leser) sehr bemühen, menschlich positive Seiten an Steve Jobs zu finden – was sich allerdings als ziemlich unmöglich herausstellt. Man mag ihm seine Dienste für die Technikwelt nicht in Abrede stellen können. Was das Menschliche angeht, ist allerdings nicht zu leugnen, dass er wohl einer war, der es einem nicht leicht gemacht hat, ihn zu mögen oder gar zu schätzen.


Fazit

Man kann zu Jobs stehen wie man will. Er ist und bleibt eine prägende Figur in der (Technik)-Welt und ein außergewöhnlicher Charakter, den man entweder lieben oder hassen muss.

Wer sich aber, trotz seines Charakters, über die Anfänge der PC-Industrie informieren und den spannenden Werdegang einer der Schlüsselfiguren lesen will, die das digitale Zeitalters nicht nur geprägt, sondern auch eingeläutet haben, der kann mit der Jobs-Biografie eigentlich nichts falsch machen. :)
 
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